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Aminet 13 - August 1996.iso
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lst.musik.MurderBallads
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1996-06-17
|
4KB
|
90 lines
#Titel Lifestyle / Musik / Nick Cave: Murder Ballads
#Logo gadget25:pinsel/AG.Lifestyle
#Font topaz 8
#C10
#Y+50
der folgende artikel erschien in der 7. ausgabe unseres
jugendmagazins spunk. weitergehende verbreitung/verwendung
nur mit einverständnis des autors, stefan keinitz
(stefank@informatik.uni-bremen.de).
ciao,
- holgi -
#Seitenende
#Font topaz 8
#C31
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Ohrmuschel - CD-Rezensionen
#Font Losse 16
// Nick Cave "Murder Ballads"
#Font topaz 8
-----------------------------------------------------------------
#C21
Das neueste Werk des Indie-Pop-Altmeisters Nick Cave trägt seinen
Namen zu Recht. Alle Songs (bis auf den letzten) handeln von
Mördern oder ihren Opfern.
Zur stilvollen musikalischen Untermalung tragen dabei Musiker
unterschiedlichster stilistischer Herkunft bei. Neben Gitarrist
Blixa Bargeld von den "Einstützenden Neubauten" sorgen die
amerikanische Liedermacherin PJ Harvey und das australische
Pop-Sternchen Kylie Minogue für die passende gesangliche
Unterstreichung der Mördergeschichten. Beim abschließenden Stück
"Death is not the end" - im Original von Bob Dylan - gibt sogar
Ex-Pogues-Frontman Shane MacGowan seine herrlich kaputte Stimme
zum Besten.
Vielleicht ist es dieser Vielfalt an unterschiedlichsten Musikern
zu verdanken, daß auch die einzelnen Stücke dieser CD angenehm
abwechslungsreich sind. Gleich zu Beginn sorgt der äußerst
schwerfällige, aus der Sicht des Ehegatten des Mordopfers
erzählte "Song of Joy" für die passende Einstimmung.
Das traditionelle, von Cave nachbearbeitete "Stagger Lee", bewegt
sich verbal bewußt auf unterstem Niveau - meistbenutzte Wörter
sind hier definitiv "Motherfucker", "Bitch" und "Ass" - um den
Charakter der Titelperson entsprechend zu beschreiben, das Ganze
passenderweise von äußerst groovigen, rap-ähnlichen Sounds
unterlegt.
Auch "Henry Lee" basiert auf einem traditionellen Stück; im
Gegensatz zum vorherigen Lied wird hier jedoch vor allem durch
den traurigen Gesang PJ Harveys eine fast romantische Stimmung
erzeugt, die jedoch beim energiegeladenen "Lovely Creature"
sofort wieder zerstört wird.
Zumindest unter eifrigen MTV- und VIVA-Zuschauern dürfte "Where
the wild roses grow" allseits bekannt sein. Bei der ersten
Auskopplung des Albums singt Nick Cave im Duett mit Kylie
Minogue, was die abwechselnd aus der Sicht des Mörders und des
Opfers Elisa Day erzählte Geschichte herrlich kitschig wirken
läßt.
Auf das ironisch-fröhliche "Curse of Millhaven" über eine
Massenmörderin, die in eben jenem Millhaven ihr Unwesen treibt,
folgt das meiner Meinung nach schönste Stück des Albums, "The
kindness of strangers". Vor allem durch die Hintergrundstimmen
von Mariella del Conte und der schluchzenden Anita Lane wird hier
eine schaurig-traurige Stimmung erzeugt.
Nach dem etwas langweiligen "Crow Jane" lebt sich Nick Cave in
dem fast viertelstündigen "O´Malley´s Bar", in der ein
ausgiebiges Blutbad celebriert wird, so richtig aus. Neben dem
Gesang zeichnet er sich hier auch für die Pianobegleitung
zuständig, begleitet nur von Baß, Drums und Hammond-Orgel.
Abgeschlossen wird das Album von dem schon erwähnten,
versöhnlichen "Death is not the end", in dem die meisten
beteiligten Musiker noch einmal ihr Gesangstalent beweisen
dürfen.
Insgesamt ein vor allem wegen des Abwechslungsreichtums
interessantes Album, das man wohl am besten an langen, düsteren
Herbstabenden hören sollte. Schade nur, daß durch den stetigen
Wechsel von traurig-romantischen und fröhlichen Balladen die
gerade aufgebaute Stimmung sofort wieder zerstört wird.
#C10
s.keinitz