home *** CD-ROM | disk | FTP | other *** search
/ Aminet 13 / Aminet 13 - August 1996.iso / Aminet / docs / mags / gadget25.lha / AmigaGadget25 / Texte / lst.musik.MurderBallads / lst.musik.MurderBallads
Text File  |  1996-06-17  |  4KB  |  90 lines

  1. #Titel Lifestyle / Musik / Nick Cave: Murder Ballads
  2. #Logo gadget25:pinsel/AG.Lifestyle
  3. #Font topaz 8
  4. #C10
  5. #Y+50
  6. der folgende artikel erschien in der 7. ausgabe unseres
  7. jugendmagazins spunk. weitergehende verbreitung/verwendung
  8. nur mit einverständnis des autors, stefan keinitz
  9. (stefank@informatik.uni-bremen.de).
  10.  
  11. ciao,
  12.         - holgi -
  13. #Seitenende
  14. #Font topaz 8
  15. #C31
  16. -----------------------------------------------------------------
  17.                     Ohrmuschel - CD-Rezensionen
  18.  
  19. #Font Losse 16
  20.      // Nick Cave "Murder Ballads"
  21. #Font topaz 8
  22. -----------------------------------------------------------------
  23. #C21
  24.  
  25. Das neueste Werk des Indie-Pop-Altmeisters Nick Cave trägt seinen
  26. Namen zu Recht. Alle Songs (bis auf den letzten) handeln von
  27. Mördern oder ihren Opfern.
  28.  
  29. Zur stilvollen musikalischen Untermalung tragen dabei Musiker
  30. unterschiedlichster stilistischer Herkunft bei. Neben Gitarrist
  31. Blixa Bargeld von den "Einstützenden Neubauten" sorgen die
  32. amerikanische Liedermacherin PJ Harvey und das australische
  33. Pop-Sternchen Kylie Minogue für die passende gesangliche
  34. Unterstreichung der Mördergeschichten. Beim abschließenden Stück
  35. "Death is not the end" - im Original von Bob Dylan - gibt sogar
  36. Ex-Pogues-Frontman Shane MacGowan seine herrlich kaputte Stimme
  37. zum Besten.
  38.  
  39. Vielleicht ist es dieser Vielfalt an unterschiedlichsten Musikern
  40. zu verdanken, daß auch die einzelnen Stücke dieser CD angenehm
  41. abwechslungsreich sind. Gleich zu Beginn sorgt der äußerst
  42. schwerfällige, aus der Sicht des Ehegatten des Mordopfers
  43. erzählte "Song of Joy" für die passende Einstimmung.
  44.  
  45. Das traditionelle, von Cave nachbearbeitete "Stagger Lee", bewegt
  46. sich verbal bewußt auf unterstem Niveau - meistbenutzte Wörter
  47. sind hier definitiv "Motherfucker", "Bitch" und "Ass" - um den
  48. Charakter der Titelperson entsprechend zu beschreiben, das Ganze
  49. passenderweise von äußerst groovigen, rap-ähnlichen Sounds
  50. unterlegt.
  51.  
  52. Auch "Henry Lee" basiert auf einem traditionellen Stück; im
  53. Gegensatz zum vorherigen Lied wird hier jedoch vor allem durch
  54. den traurigen Gesang PJ Harveys eine fast romantische Stimmung
  55. erzeugt, die jedoch beim energiegeladenen "Lovely Creature"
  56. sofort wieder zerstört wird.
  57.  
  58. Zumindest unter eifrigen MTV- und VIVA-Zuschauern dürfte "Where
  59. the wild roses grow" allseits bekannt sein. Bei der ersten
  60. Auskopplung des Albums singt Nick Cave im Duett mit Kylie
  61. Minogue, was die abwechselnd aus der Sicht des Mörders und des
  62. Opfers Elisa Day erzählte Geschichte herrlich kitschig wirken
  63. läßt.
  64.  
  65. Auf das ironisch-fröhliche "Curse of Millhaven" über eine
  66. Massenmörderin, die in eben jenem Millhaven ihr Unwesen treibt,
  67. folgt das meiner Meinung nach schönste Stück des Albums, "The
  68. kindness of strangers". Vor allem durch die Hintergrundstimmen
  69. von Mariella del Conte und der schluchzenden Anita Lane wird hier
  70. eine schaurig-traurige Stimmung erzeugt.
  71.  
  72. Nach dem etwas langweiligen "Crow Jane" lebt sich Nick Cave in
  73. dem fast viertelstündigen "O´Malley´s Bar", in der ein
  74. ausgiebiges Blutbad celebriert wird, so richtig aus. Neben dem
  75. Gesang zeichnet er sich hier auch für die Pianobegleitung
  76. zuständig, begleitet nur von Baß, Drums und Hammond-Orgel.
  77.  
  78. Abgeschlossen wird das Album von dem schon erwähnten,
  79. versöhnlichen "Death is not the end", in dem die meisten
  80. beteiligten Musiker noch einmal ihr Gesangstalent beweisen
  81. dürfen.
  82.  
  83. Insgesamt ein vor allem wegen des Abwechslungsreichtums
  84. interessantes Album, das man wohl am besten an langen, düsteren
  85. Herbstabenden hören sollte. Schade nur, daß durch den stetigen
  86. Wechsel von traurig-romantischen und fröhlichen Balladen die
  87. gerade aufgebaute Stimmung sofort wieder zerstört wird.
  88. #C10
  89.                                                       s.keinitz
  90.